30 Jahre Kraus Hardware: 3. Teil unseres Rückblicks
30 Jahre Kraus Hardware: 3. Teil unseres Rückblicks
Der dritte und letzte Teil unseres Rückblicks auf „30 Jahre Kraus Hardware“ umfasst die Jahre ab 2009 – seitdem befindet sich das Unternehmen an seinem heutigen Standort. Den zweiten Teil der Historie finden Sie hier.
Es ist ein wenig „verhext“: Wenn sich Kraus Hardware für einen neuen Standort entscheidet, geht das Ganze mit einer gesamtwirtschaftlicher Krise einher – so scheint es zumindest. Das ist schon 2001 so, als die Spezialisten nach dem Anschlag auf das World Trade Center (und dem damit einhergehenden allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung) eine erste „Delle“ überstehen – und gleichzeitig einen neuen Standort in der Odenwaldstraße in Großostheim beziehen. Etwas ähnliches wiederholt sich, als man zum Jahreswechsel 2008/2009 am Ostring an den Start geht. Wieder kommt es parallel zu einem allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung, der unter den Schlagworten „Lehman“ und „Immobilienblase“ in die Geschichte eingegangen ist. Wie stellt sich die Entwicklung bei Kraus Hardware genau dar? „Wir haben bereits Mitte 2008 gemerkt, dass sich unsere Märkte abkühlen. Das setzt sich zu Beginn des Jahres 2009 fort, hat aber keinen Einfluss auf unsere Entscheidung. Schließlich waren die Umbaumaßnahmen im vollen Gang. ‚Augen zu und durch‘ war das Motto“, erklärt Gesellschafter Andreas Kraus. „Im Übrigen hatten wir seinerzeit unser gesamtes Dienstleistungs-Portfolio bereits viel breiter aufgestellt, als das etwa 2001 der Fall war. In der Folge waren wir nicht mehr so anfällig für Auftragsschwankungen in einzelnen Bereichen und die wirtschaftliche Lage bleibt stabil. Inmitten der Finanzkrise hatten wir am Ende immer noch eine ‚schwarze Null‘ in den Büchern.“
Blasen im Boden
Allerdings zeigt sich nach Umzug zum Jahreswechsel 2008/2009 ein ganz praktisches Problem, denn bei der vorherigen Generalsanierung des Gebäudes am Ostring ist etwas Entscheidendes schief gelaufen: Der neue Estrich ist noch feucht, als man den PVC-Boden verlegt, und es bilden sich nach dem Einzug große Blasen mit bis zu 50 Zentimeter Durchmesser im Belag. Bis die Ursache geklärt ist (und sich die Versicherungen einig sind) vergehen zwei Jahre bis zur ersten Teilsanierung: Zum Jahreswechsel 2010/2011 wird ein erster Teilabschnitt des Bodens erneuert, drei Monate später der zweite – die gesamte Ausstattung im Produktionsbereich wird dafür jeweils hin und her geschoben und ein schwimmender Fußboden verlegt. „So konnte die Feuchtigkeit im Laufe der Zeit entweichen“, so Andreas Kraus.
Zahl der Mitarbeiter wächst kontinuierlich
In den Jahren nach dem Umzug geht es kontinuierlich bergauf, was man an der wachsenden Mitarbeiterzahl ablesen kann. Sie steigt von 20 im Jahr 2009 auf heute 36. Gleichzeitig wächst der Umsatz im gleichen Zeitraum von 1,78 Millionen im Jahr 2009 und 2,4 Millionen im Jahr 2010 auf heute über 6,5 Millionen. Der Erfolg hängt nicht zuletzt sehr eng mit der größer werdenden technologischen Ausstattung und dem dazugehörigen Know-how zusammen – von der Erweiterung der Röntgenanalyse um 3‑D-Ansichten per CT (2012) über die Einführung des Selektivlötens (2014) und der Traceability (2015) bis zur Installation eines vollautomatischen Rollenlagers (2017) und eines Faserlasersystems (2020). Wie kommt es zu diesen Investitionsentscheidungen? Liegt dafür immer ein neuer und passender Auftrag vor? „Nein, so gehen wir nicht vor“, betont Andreas Kraus. „Es ist vielmehr so, dass ich mich laufend über technologische Innovationen in unserem Themenfeld informiere und dann quasi ‚aus dem Bauch heraus‘ die Entscheidung treffe, dass uns die jeweilige Lösung weiterhelfen könnte. Das hat immer gut gepasst. Letztlich haben wir so unser Anwendungswissen kontinuierlich vergrößert.“
Anspruchsvolle Kunden im Fokus
In der Folge profitiert das Unternehmen im Laufe der letzten zehn Jahre von herausragenden Aufträgen. Hier wären etwa die umfangreiche Produktion von Sende und Empfangsmodulen für Radartechnologie zum Detektieren von Weltraumschrott oder Rework-Prozesse für den Automobilbau zu nennen. Überhaupt kommen regelmäßig besonders anspruchsvolle Kunden – beispielsweise aus den Bereichen „Automotive“, „Messtechnik“, „Medizintechnik“ und „Maschinenbau“ – verstärkt auf Kraus Hardware zu. Die umfassende Traceability, flexible Umsetzungslösungen und das Qualitätsversprechen spielen dabei eine wichtige Rolle. Und wie hat sich das Unternehmen zuletzt im Rahmen der Pandemie geschlagen? „Wir sind diese Herausforderung in einer ganz typischen Weise angegangen – nämlich mit Flexibilität“, sagt Andreas Kraus. „So haben wir beispielsweise kurzfristig zwei 6‑Stunden-Schichten eingeführt und die Mitarbeiter auf diese Schichten aufgeteilt. Die zwei Gruppen sind sich dann nicht mehr im Gebäude begegnet. Wenn eine fertig war, kam die andere herein. So konnten wir verhindern, dass sich etwaige Ansteckungen auf alle ausbreiten.“
Positiver Ausblick
Insgesamt blickt das Unternehmen positiv in die Zukunft. Das immer wichtiger werdende Geschäft rund um anspruchsvolle Leistungselektronik, wie sie beispielsweise in E‑Autos oder Sondermaschinen zum Einsatz kommt, bietet nach Einschätzung von Andreas Kraus beste Marktchancen. „Wir haben uns in den letzten 30 Jahren immer weiterentwickelt. Das gilt für die technologische Ausstattung und das Know-how. Deshalb gehören beispielsweise regelmäßige Schulungen bei uns selbstverständlich dazu. Diese Haltung zahlt sich aus. Ich bin überzeugt davon, dass wir uns auf dieser Basis auch in den nächsten 30 Jahren gut im Markt positionieren werden.“
Kraus-Junior hält hier den alten Estrich in die Höhe – das Thema „Boden“ im neuen Gebäude am Ostring entwickelt sich zu einem besonderen Thema, …
… weil der neue Estrich zunächst nicht ausreichend trocknet.
Mit dem Erfolg wächst die technische Ausstattung – hier werden eine neue Bestückungsmaschine (Anfang 2017) …
… und eine neue Röntgenanlage in Empfang genommen.
Der ursprüngliche Bau am Ostring war nur einstöckig. Nach dem Kauf bekommt das Gebäude an einer Seite ein zweites Stockwerk.
Bauarbeiten im Produktionsbereich des neuen Gebäudes.