Wareneingangsprüfung: Den Fälschern auf der Spur

Gefälschte Halbleiter sind ein wachsendes Problem – quasi ein Nebeneffekt aus der Zulieferkrise: Wenn es zu wenige Chips im Markt gibt, haben Betrüger leichtes Spiel und verkaufen gefälschte Bauteile. Vor diesem Hintergrund wird eine erweitere Wareneingangsprüfung bei Kaus Hardware immer wichtiger.
„Teilweise werden sogar defekte Bauteile als Neuware zurück in den Markt gebracht.“
Das Problem ist keinesfalls neu. Bereits seit Jahren gehen große Halbleiterhersteller gemeinsam in sogenannten Anti-Counterfeiting-Programmen gegen gefälschte Bauteile vor. Diese stammen zumeist aus China, wo es eine riesige Schattenindustrie gibt, die zum Beispiel Elektronik-Schrott aufarbeitet – also einzelne Bauteile entlötet und reinigt. Weil viele ICs in der Industrie aufgrund von Standardisierungen gleich aussehen und sich nur der Aufdruck unterscheidet, ist es anschließend relativ einfach, die gebrauchten Bauteile zu fälschen: Im Grunde genügt es, die Typenbezeichnung abzutragen und das Ganze neu zu beschriften sowie zu lackieren. Teilweise werden auf diese Weise sogar defekte Bauteile als Neuware zurück in den Markt gebracht.
Angesicht der nach wie vor vorhandenen Chipkrise haben es die Fälscher noch ein Stück weit leichter. Wie sollte es auch anders sein? Wenn der Markt fast „leer“ ist, greifen verzweifelte Anwender nach vermeintlichen Restbeständen, was übrigens ein wachsendes industrielles Risiko darstellt, wie Experten betonen. Denn mitunter fällt die Fälschung erst auf, wenn sie bereits im Einsatz ist – und dann sind wichtige elektronische Funktionen der Geräte gestört. Was also tun? Die zentrale Antwort auf diese Frage ist recht naheliegend: Die Elektronik-Produktion muss die verwendeten Bauteile und Halbleiter vor dem Einsatz sehr umfassend kontrollieren. Kraus Hardware setzt vor diesen Hintergrund auf eine umfassende Wareneingangsprüfung. Gesellschafter Andreas Kraus erklärt den Hintergrund: „Wir können uns natürlich nicht vom aktuellen Markt abkoppeln. Deshalb müssen wir – wenn es nicht anders geht – auch auf Quellen außerhalb der Franchise-Distributoren zurückgreifen. Allerdings startet in der Folge ein aufwändiges Protokoll. Wir sind sensibilisiert, wenn das Bauteil aus fragenwürdigen bzw. unüblichen Quellen stammt.“
1. Schritt: Die Verpackung prüfen
Was das konkret bedeutet, macht ein Blick auf die Details deutlich. Dabei ist es zunächst einmal hilfreich, dass in der Bilddatenbank bei Kraus Hardware ein Foto des Gebindes in der Originalverpackung vorliegt – sie lässt mit der vorliegenden „neuen“ Verpackung vergleichen, wobei Kraus Hardware hierbei bereits eine erste umfangreiche Check-Liste abarbeitet – von der Prüfung der aufgedruckten Herstellernummer und des Lot / DateCodes (Label) über die Begutachtung des Zustands der (Vakuum-)Verpackung bis zur Untersuchung auf etwaige Feuchtigkeit.
2. Schritt: Das Bauteil prüfen
Abschließend erfolgt eine Analyse des eigentlichen Bauteils. Im Zentrum steht dabei eine umfassende visuelle Prüfung sowie weitere 2D- oder 3D-Röntgenuntersuchungen unter den Fragestellungen: Wie ist der Zustand der Bauteilanschlüsse? Gibt es Anzeichen von fehlender Beschichtung und Korrosion? Ist das Gehäuse in irgendeiner Weise unsauber gearbeitet oder fehlen Kennzeichnungen? Hat das Bauteil spezielle Beschädigungen? Insgesamt weist die Checkliste bei Kraus Hardware hierbei 45 Kategorien auf, die man einzeln prüft.
„Natürlich kann man nie ganz ausschließen, auf gefälschte Teile reinzufallen. Das gilt vor allem auch deshalb, weil die Betrüger versierter werden und die Fälschungen optisch immer mehr den Originalen ähneln“, fasst Andreas Kraus zusammen. „Insgesamt bieten wir unseren Kunden aber einen hohen Prüfstandard. Es gelingt uns auf diese Weise regelmäßig, gefälschte oder zumindest fragwürdige Bauteile zu identifizieren. Im Übrigen binden wir alle Testergebnisse in unsere Traceability-Datenbank ein. Wir wissen genau, auf welchen Baugruppen die Bauteile verarbeitet wurden und können jederzeit auf dazugehörende Ergebnisse aus der Wareneingangsprüfung zurückgreifen.“
Geprüfte Qualität
Darüber hinaus sind die Spezialisten im Notfall dazu in der Lage, eine Musterbestückung als Komplettfertigung oder ein Rework durchzuführen. Man testet also das „verdächtige Bauteil“ in einer funktionsfähigen (und somit komplett bestückten) Baugruppe – natürlich nur in enger Abstimmung mit dem Kunden, der mit dem hohen Aufwand einverstanden sein muss. Letztlich geht es bei Kraus Hardware darum, den Kunden eine optimale Lösung anbieten zu können. „Unser Anspruch lautet: geprüfte Qualität“, sagt dazu Andreas Kraus. „Das halten wir auch in diesen anspruchsvollen Zeiten aufrecht. Wir bieten eine perfekte Dienstleistung in jedem Detail.“

Im Zentrum stehen umfassende 2D- oder 3D-Röntgenuntersuchungen sowie weitere visuelle Prüfungen.

Beim Original sind die Bondverbindungen (sehr dünne Linien) ordnungsgemäß angeordnet …

… und bei der Fälschung sind die Bonddrähte deutlich verändert bzw. abgerissen.

Das gefälschte Bauteil in der 3D-Ansicht.