30 Jahre Kraus Hardware: 2. Teil unseres Rückblicks
30 Jahre Kraus Hardware: 2. Teil unseres Rückblicks
2022 gibt es Kraus Hardware bereits seit 30 Jahren. Aus diesem Anlass blicken wir in insgesamt drei Teilen im Blog auf unsere Geschichte zurück. Im zweiten Teil geht es um die Jahre 2001 bis 2009. Den ersten Teil finden Sie hier.
Natürlich: Bei der Nennung des Jahres 2001 denkt man direkt an „9/11“ – viele wissen immer noch, wo sie waren, als zwei Flugzeuge das World Trade Center trafen. „Ich saß im Büro, als ein Mitarbeiter im Vorbeilaufen davon erzählte. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich die Situation nicht einschätzen, aber wir hatten später schnell die Befürchtung, dass die gesamte Entwicklung unser Unternehmen betreffen könnte“, sagt Andreas Kraus. Tatsächlich beginnt in den nächsten Monaten die erste wirtschaftliche Krise in der Firmengeschichte – die Aufträge brechen massiv ein. „Es war, als hätte man den Stecker gezogen“, bringt Andreas Kraus die Situation auf den Punkt. Dabei kommt die Entwicklung zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, denn Kraus Hardware hat seit Beginn des Jahres einen neuen Standort in der Odenwaldstraße in Großostheim. Die zuvor genutzten Räumlichkeiten im Eigenheim der Familie Kraus und in einer angemieteten Nachbar-Wohnung sind zu klein geworden. Folglich entscheidet man sich Ende 2000 für eine leerstehende, ehemalige Kleiderfabrik mit einer Grundfläche von immerhin 700 Quadratmetern. Hier ist zu diesem Zeitpunkt genug Platz für Entwicklung und Produktion. Insgesamt sind zu Beginn des Jahres 2001 ca. 18 Mitarbeiter bei Kraus Hardware beschäftigt.
In der Krise neu positionieren
In der wirtschaftlichen Krise nach „9/11“ muss das Unternehmen aber zum ersten (und einzigen) Mal einige Mitarbeiter betriebsbedingt kündigen. Der Umsatz geht zum Beispiel im Jahr 2002 um 11 Prozent zurück (ein Jahr zuvor war er noch um den gleichen Wert angestiegen). Die „Saure-Gurken-Zeit“, wie es Andreas Kraus nennt, dauert insgesamt zwei Jahre. Allerdings eröffnen Krisen für Unternehmen oft neue Chancen – man kann sich neu positionieren und andere Dienstleistungen entwickeln. Und genau das ist bei Kraus Hardware der Fall: Im Jahr 2001 wandelt sich das Unternehmen zum EMS-Dienstleister. Zuvor geht es ausnahmslos um die Produktion des ADwin-Messsystems. „Die Weiterentwicklung lag auf der Hand. Immerhin hatten wir eine Bestückungs- und eine Fräsmaschine sowie diverse Entwicklungstools für die ADwin-Herstellung und es gab in diesem Feld zunächst kaum noch Aufträge. Also mussten wir einen Weg finden, die Maschinen gewinnbringend zu nutzen. Über Weiterempfehlungen von bestehenden Kunden und Lieferanten gewannen wir dann erste Bestückungsaufträge für uns“, erklärt Andreas Kraus den Neustart. Von da ab geht es langsam bergauf. Diverse Aufträge rund um Bestückung und Fräsarbeiten helfen „über den Berg“.
Großer Auftrag im Jahr 2003 bringt die Wende
Im Jahr 2003 entscheidet sich ein großer europäischer Automobilhersteller dafür, seine Schrauber-Technologie an einem großen Produktionsstandort zu modernisieren. Bei der datenbasierten Überwachung der Schrauber-Prozesse kommt das ADwin-Messsystem zum Einsatz, womit sich der bis dahin größte Auftrag der Firmengeschichte von Kraus Hardware verbindet. In anderen Worten: Die Krise ist endgültig überwunden, was sich auch bei den Mitarbeitern zeigt: Im Jahr 2004 sind es bereits 20. Ein Jahr später fertigt das Unternehmen sogar eine Elektronik-Steuerung für ein Formel-Eins-Team – ein besonders anspruchsvoller Auftrag angesichts einer enormen Miniaturisierung und Packungsdichte. Überhaupt gilt: In den nächsten Jahren entwickelt sich das Unternehmen auf der technologischen Ebene immer weiter. So entscheidet sich Andreas Kraus beispielsweise dafür, im Jahr 2007 eine Rework-Anlage anzuschaffen. Wie kommt es dazu? „Wir haben schon Ende der 90er Jahre mit dem BGA-Löten begonnen. Das war zu diesem Zeitpunkt eine schwierige Technologie. Unsere ersten Ergebnisse sollten seinerzeit durch einen externen Rework-Dienstleister optimiert werden. Allerdings mussten wir feststellen, dass dieser das auch nicht optimal hinbekam. Insofern übernahmen wir das Rework selbst. Das war der Startpunkt für dieses Feld in unserem Unternehmen“, so Andreas Kraus.
Im Jahr 2007 werden die Räumlichkeiten in der Odenwaldstraße wieder knapp und man entscheidet sich erstmals für den Kauf (und nicht mehr nur für die Miete) eines bestehenden Gebäudes. Erneut fällt die Wahl auf eine ehemalige Kleiderfabrik – nicht ganz zufällig, denn in der Gegend von Großostheim sind eine ganze Reihe von Firmen aus der Bekleidungsindustrie ansässig. Anfang 2008 startet die Generalsanierung des Gebäudes und am Ende des Jahres bezieht das Unternehmen dann den (bis heutige gültigen) Standort am Ostring. Und wie für den ersten großen Umzug im Jahr 2001 gilt: In genau dieser Phase bricht eine globale Krise herein. Diesmal ist es die Finanz- und Immobilienkrise im Zuge der Lehman-Pleite. Immerhin schrumpft die deutsche Wirtschaft im Jahr 2009 zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg um rund fünf Prozent, wobei Kraus Hardware gut über die nächsten Monate hinwegkommt. Aber diese Geschichte erzählen wir im dritten und letzten Teil unseres Rückblicks.
Beim Umzug aus dem Familienhaus muss der Bestückungsautomat durch die Garagendecke gehoben werden.
Umzug Ende 2000: Beim Transport der Maschinen hilft die Feuerwehr.
Andreas Kraus: „Wir hatten schnell die Befürchtung, dass die gesamte Entwicklung rund um 9/11 unser Unternehmen betreffen könnte.“
Im Jahr 2001 wandelt sich das Unternehmen zum EMS-Dienstleister.
Im Jahr 2003 entscheidet sich ein Automobilhersteller dafür, seine Schrauber-Technologie zu modernisieren. Dabei kommt das ADwin-Messsystem zum Einsatz.
Blick in den Produktionsbereich am Standort „Odenwaldstraße“.