
Fragen und Antworten:
Was ist eigentlich… ein Solderball?
Ein besonders lästiger Begleiter von elektronischen Baugruppen sind Solderballs, die teilweise sehr fest auf der Oberfläche haften oder hier sogar vagabundieren. Sie bestehen aus massivem Lot und haben meist eine fast ideale Kugelgestalt. Wie entsteht dieser Effekt und auf welche Weise kann man ihn verhindern?
Warum ist das Thema wichtig?
Solderballs bestehen aus leitfähigem Metall. Deshalb stellen sie ein Isolationsrisiko dar und können überdies die Hochfrequenz-Eigenschaften der jeweiligen Applikation negativ beeinflussen. Im Standard „IPC‑A“ werden Solderballs als Fehler gewertet, wenn sie…
- den elektrischen Mindest-lsolationsabstand verletzen,
- nicht eingebettet, eingekapselt oder fixiert sind
- oder sich im normalen Betrieb der Baugruppe ablösen können.
Foto: Die Solderballs sind als kleine Punkte im Röntgenbild gut zu erkennen.
Wodurch entsteht dieser Effekt?
Bei jedem Lötverfahren können Solderballs entstehen, die dann auf der Baugruppe verbleiben – schließlich ist das Lot beim Löten stets flüssig und einzelne Tropfen separieren sich recht schnell. Anschließend bildet sich (Aufgrund der Oberflächenspannung des flüssigen Lotes) eine fast ideale Kugel. Insgesamt gibt es für das Separieren und Ablösen fünf Gründe:
- Gravitation und viskoelastische Eigenschaften — fallendes Lot (Lotwelle) löst Spritzer aus
- Umschmelz- und Benetzungsverhalten des Lotes
- Ausgasungen nehmen flüssiges Lotvolumen auf – zum Beispiel die Flussmittelchemie erzeugt Gase
- Kapillarität in engen Spalten – zum Beispiel unter einem Bauelement verbleibt Lot
- Nicht qualitätsgerechte Verarbeitung – das Lot (Lotpaste) wird beim Schablonendruck verschmiert
Foto: Zufällig verteilte Solderballs
Welche Erscheinungsformen (Kategorien) gibt es?
Allgemein kann man zwischen systematischen und zufälligen Solderballs unterscheiden. Erstgenannte kehren gleichförmig wieder und lassen sich bestimmten Orten zuordnen – etwa bei den Pins eines TH-Steckers. Das sogenannte „Beading“ (Connected Balls, Squeeze out Solder Balls, Mid-chip Balling) gehört ebenso in diese Kategorie. Es tritt beim Reflowlöten auf.
Im Unterschied dazu lassen sich zufällige Solderballs (Lost Solder Ball, Loose Solder Ball, Solder Spatter) keinem bestimmten Ort zuordnen. Sie verteilen sich wie Streusel auf einem Kuchen. Interessant ist dabei, dass Solder Spatter (Lotspritzer) auf lötbarem Untergrund oft keine Kugelgestalt bilden.
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir an dieser Stelle noch das Graping (Grainy Solder), das nur nach dem Reflowlöten auftritt und ein grobkörniges Erscheinungsbild hat. Hierbei ist die Oxidation der Pastenkörner – besonders an der Oberfläche der Paste – eine wesentliche Einflussgröße.
Foto: Solderballs bei den Pins eines TH-Steckers
Was für Einflussgrößen spielen eine wichtige Rolle?
Tatsächlich haben viele Parameter Einfluss auf die Entstehung von Solderballs – darunter die Materialien der Baugruppe, das Design der Pads, die Anschlussmetallisierung der Bauelemente und die Parameter der Fertigungsschritte. Je nach Lötverfahren gibt es unterschiedliche Einflussfaktoren, die als Ursache dominieren: Beim Reflowlöten sind es etwa das Aufschmelz- und Benetzungsverhalten der Lotpaste, beim Wellen- und Selektivlöten müsste man hingegen den Flussmittelauftrag und die Dynamik bzw. das Fließverhalten der Lotwelle hervorheben. Beim manuellen Löten spielt die optimale Wahl des Röhrenlots – in Wechselwirkung mit dem Wärmeeintrag – eine entscheiden Rolle.
Weitere Einflussgrößen sind beispielsweise der richtige Schablonendruck (Reflowlöten), das allgemeine Handling der Lotpaste, die Adhäsion der Lötstoppmaske – und das allgemeine Layout. Hierbei sollte man unnötig große Pads vermeiden (Reflow) und auf das Durchmesserverhältnis von Pin zu TH achten (Welle / manuell).
Und wie verhindert man Solderballs?
Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Schließlich geht Solderballing auf sehr komplexe Mechanismen und vielfältige Einflussgrößen zurück. Im ersten Schritt bestimmen Experten die die Kategorie der Lotkugeln und den Erscheinungsort – und verändern dann Step by Step die Einflussgrößen.
Foto: Solderballing beim Selektivlöten
Sie möchten mehr erfahren über Solderballs und wie man sie verhindern kann? Hier haben wir einen wissenschaftlichen Basistext zusammengestellt.